Der Topflappen – Grenzen im Vorschulalter sind sinnvoll und wertvoll

Topflappen haben eine wichtige Funktion.

Niemand stellt ihre Funktion in Frage.

Wir haben sie alle in Verwendung.

Damit der Topflappen aber funktional angewendet werden kann, braucht er eine gewisse Größe (Grenze) und ein bestimmtes Material.

Er nützt nichts, wenn das Material nicht passt. So schön feine Seide auch ist, für einen Topflappen passt sie nicht -man würde sich doch die Finger verbrennen.

Es würde auch keinen Sinn machen, einen Topflappen mit einem Meter Länge zu haben – manchmal ist weniger mehr.

5 Topflappen übereinander zu legen bringt nicht mehr Sicherheit – man würde sich in der Menge nur verlieren und hätte am Ende vielleicht doch verbrannte Finger.

Welche Farbe, welches Muster allerdings der Topflappen hat, das ist individuell, macht Freude und beeinträchtigt die Funktionalität nicht – vielmehr fördert es die Individualität.

 

Was hat der Topflappen nun mit der Grenzsetzung bei Vorschulkindern zu tun?!

Unsere Grenzsetzung dem Vorschulkind gegenüber ähnelt ein bisschen dem System des Topflappens.

Funktionelle Außengrenzen liebevoll und konsequent eingesetzt, zudem altersentsprechend (funktionell) machen Sinn und unterstützen das Kind in seiner Entwicklung!

Ein gewisses Regelverständnis, altersgemäße Impulskontrolle, gute Grobmotorik, Geschick und Feinmotorik, Empathie, ein gutes ICH-Verständnis, Emotionskenntnis, das sprachliche Lösen von Konflikten, Konzentration und Anstrengungsbereitschaft sind unter anderem auch das Ergebnis guter Außengrenzen, in denen das Kind sich seinen Stärken gemäß entwickeln kann.

 

Genau da setzt auch unser Konzept des “Lern-Fit für Vorschul-Kids” an

Wir setzen hier gezielt im spielerischen Rahmen mit dem Co-Trainer Pferd jenen so wichtigen Außenrahmen, der dem Vorschulkind einerseits Sicherheit gibt, es aber andererseits motiviert, zu erleben, sich auszuprobieren, zu lernen, sich zu entwickeln und – natürlich Spaß und Freude zu haben!

Ein Beispiel: Was lernt unser Vorschulkind nun, wenn es über den Baumstamm balanciert oder das Balancieren der anderen Kinder vom Pferd aus beobachtet und es sich durch gezielte Grenzsetzung sicher auf das Angebot einlassen kann?

Es gibt dabei Regeln, denn es können nicht alle gleichzeitig balancieren. Das Kind erlebt sich im Vergleich mit anderen Kindern – nicht erschrecken, das Vergleichen ist eine wichtige Entwicklungserfahrung, denn so lernt es unter anderem auch sich selbst besser kennen. Das Kind kann beobachten, denn auch über das Beobachten lernt man. Man kann sich gegenseitig hier helfen und unterstützen, anspornen und loben – das ist ganz wichtig für die sozio-emotionale Entwicklung. Konzentration, Balance, Gleichgewicht und die Motorik werden ebenso angeregt wie die Impulskontrolle und die Anstrengungsbereitschaft.

Als gut geschulter Beobachter begleitet die Trainerin das Vorschulkind durch die Einheiten, sie/er erkennt die Fähigkeiten des Kindes, die Stärken, erkennt die Bedürfnisse und vielleicht auch etwas, was das Kind noch beüben darf – und erkennt vielleicht dabei auch noch, wieviel individuelle Begleitung es braucht, bevor es in die Schule kommt.

Doch nun zurück zum Anfang, zum Topflappen

Wozu habe ich aber jetzt gerade den Topflappen als Synonym für eine gute Grenzsetzung verwendet?

Wie kann das den Eltern von Vorschulkindern helfen?

Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass gerade der abstrakte, nicht richtig fassbare, überraschende, sperrige Vergleich besser im Gedächtnis bleibt! Und noch mehr der Vergleich, der ein bisschen hinkt und bei dem man eventuell auch lächeln muss/darf/kann.

Man ertappe sich als Eltern beispielsweise bei dem Vergleich mit den 5 Topflappen in so mancher Situation, in der man vielleicht etwas überfürsorglich reagiert hat.  Wer würde da nicht schmunzeln, wenn man sich die wahrscheinlich aussichtslose Anstrengung mit den 5 Topflappen an der heißen Backform vorstellt?

Adäquate sinnvolle Grenzsetzung ist ein schwieriger Part im Leben der Eltern – Nachsicht und Humor sind da mitunter sehr gefragt und eben der untypische Vergleich.

Und hier kommt der Topflappen wieder ins Spiel – z. B. der aus Seide, der in der Theorie sehr schön aussieht, der Praxis aber nicht gerecht wird.

Oder der gut gemeinte 1 Meter lange Topflappen, der schier grenzenlos ist – aber auch keinen Sinn macht, denn in dem Fall wäre der engere Rahmen weit funktioneller.

Wenn nun Eltern das nächste Mal über die Grenzsetzung bei ihrem Vorschulkind nachdenken, sei eines gesagt: Habt den einfachen, gut strukturierten, funktionellen Topflappen vor Augen – und habt Nachsicht mit allen oben genannten, gut gemeinten Varianten 😊, vergesst die Funktionalität nicht – und experimentiert bei den Farben und Formen.

Und findet ihr euch schmunzelnd in einem der genannten Beispiele wieder – lacht von Herzen und seid nachgiebig mit euch selber, experimentiert, verändert, lernt dazu – und vergesst den Topflappen nicht!

 

Blogartikel erstellt von Michaela Kindermann, zuständig für Konzeption und Vortrag beim “Lern-Fit für Vorschul-Kids”

 

Mit vielen lieben Grüßen,

dein LMP-Team