Verblüffend ähnlich – mein Wildbach und das Lernen!

Ich bin ja nicht nur Lerntrainerin, sondern auch Waldbäuerin. Und durch unseren Wald fließt ein beschaulicher kleiner Bach. Niemand käme auf die Idee, dass dieser Bach jemals anders sein könnte. Und dann, ganz plötzlich, kommt ein Gewitter. Die großen Mengen an Wasser schwemmen Holz in das Bachbett, der Sturm tut das Seine. Und schon haben wir den einen oder anderen kleinen Stau. Wenn das dann ein paar mal passiert (und wir hatten jetzt jeden Tag Gewitter), schaut der kleine, beschauliche Wildbach plötzlich ganz anders aus. Er ist wirklich wild, viel Wasser bringt viel Material, er geht über die Ufer, was noch mehr Material in den Verlauf schwemmt. Der Bachlauf verändert sich, riesige Steine, Äste, ja ganze Bäume liegen kreuz und quer. Es ist absehbar, dass was passiert, wenn man das nicht schleunigst beseitigt.

Beim Wildbach ist das jedem klar.

Kaum jemand aber macht sich bewusst, dass es beim Lernen ganz ähnlich zugeht! Zuerst hat man da ein interessiertes, liebes und lernbegieriges Kind, das sich auf die Schule freut. Willig erfüllt es alle Aufgaben und alle freuen sich. Und dann, ganz plötzlich, kommt irgendetwas daher, das mentale Gewitter sozusagen: eine zu schwere Aufgabe, zu viel Druck bei zu wenig Erklärung, zu schnell, zu anstrengend, ein Problem mit anderen Kindern, ein falsch verstandenes Wort, eine falsche Lernmethode, …..

Ähnlich wie beim Wildbach hat das zuerst meist keine offensichtlichen Auswirkungen. Aber der Grundstein, die Basis für einen größeren Stau ist damit schon gelegt. In dieser Phase merkt man vordergründig leider oft nicht, was los ist. Es müssen oft mehrere „Lern-Gewitter“ zusammenkommen, bis der große Stau offensichtlich wird: „Mein Kind hat eine Lernblockade!“

Jetzt spätestens sollte es aber ans Aufräumen gehen, bevor noch etwas Gröberes passiert. Und genau so, wie bei meinem verklausten Wildbächlein kann das ganz schön anstrengend werden. Mit teils detektivischer Kleinarbeit muss herausgefunden werden, wo es hakt. Welcher „Stein“, welcher „Ast“, sprich: Umstand hindert das Kind am freudvollen Lernen? Was muss dringend verändert werden, was kann bleiben, was wird sich von selbst ändern, wenn man die Voraussetzungen dafür geschaffen hat? Einiges davon kann man alleine, wenn man sein Kind genau beobachtet. Manchmal müssen auch Helfer heran, mit Fachwissen, zum Beispiel aus Ergotherapie oder Logopädie (bei mir im Bach mit Muskelkraft ? ). Zwei ganz wichtigen Fragen bei diesen Aufräumarbeiten sind auf jeden Fall: “Wie fühlst du dich? Was ist da, was dich stört?” Zum Beispiel beim Diktat: Hat wirklich die Angst vorm Diktat schuld an den vielen Fehlern oder eher die Angst, dass die Sitznachbarin die Fehler sehen könnte?  Auch das ist Stress und Stress führt zu Fehlern. In diesem Fall wäre es aber nicht hilfreich, noch mehr an der Rechtschreibung zu arbeiten. Da muss eine Strategie her, um selbstbewusst mit den Fehlern umgehen zu können. Solche Strategien können Kinder erfolgreich lernen!

Nach dem großen Aufräumen ist es nicht vorbei!

Von da an heißt es aufpassen! Nicht hysterisch am Bachrand stehen und jeden kleinen Ast herausholen – nicht hysterisch das Kind abschirmen vor der Wirklichkeit. Aber mit Achtsamkeit beobachten und im Bedarfsfall rechtzeitig agieren. Und hier haben ich im Lerntraining die besseren Karten als als Waldbäuerin: Meinen Bach werde ich immer beobachten müssen – den Kindern kann ich Methoden an die Hand geben, wie sie sich irgendwann auch selbst helfen können! Dies lernen unsere EREL-Kinder und unsere LehrgangsteilnehmerInnen – und auch die Eltern können das Erlernen – für ihre Kinder und sich selbst! Das ist unter anderem Inhalt unserer Lehrgänge ( https://lernenmitpferden.at/lehrgaenge/ ). Vielleicht sehen wir uns ja einmal dort!

Liebe Grüße,

Eure Andrea