Eh nur eine Rechenschwäche!
Das ist eh nur eine Rechenschwäche, mit mehr Üben wird das schon!
Sorry, aber diese Aussage kann fatal sein!
Es stimmt schon, nicht jedes Kind, das sich beim Rechnen schwer tut, hat gleich Dyskalkulie. Aber auch eine „Eh-nur“- Rechenschwäche kann unter Umständen die gleichen Auswirkungen auf ein Kind haben wie wir sie bei einer Dyskalkulie kennen. Ich spreche hier von den sogenannten komorbiden Erscheinungsbildern – also psychische, seelische Beschwerden, die sich gar nicht so selten auch in körperlichen Beschwerden niederschlagen.
Tatsächlich erleben wir das in unseren Trainings immer wieder: Da haben wir ein Kind mit einer „echten“ Dykalkulie, ausgetestet und mit einem Prozentrang von unter 10 geschlagen, das Rechnen zwar überhaupt nicht liebt. Aber ansonsten weiß, dass es in Ordnung ist, so wie es ist. Dieses Kind wird von Eltern und Pädagog:in bestärkt, ist vielleicht insgesamt resilienter, und kann mit seiner Rechenstörung ziemlich gut umgehen. Es ist dadurch auch seelisch und körperlich recht gut drauf!
Und dann haben wir da dieses Kind, dass bereits von Austestung zu Austestung (Ergebnis Prozentrang 40, also eh nicht schlimm), gezerrt wurde; das seit seinem 7. Lebensjahr permanent verschiedene Nachhilfe bekommt und viele Stunden zuhause am Schreibtisch verbringt, weil es ja üben muss. Das von sich denkt, dass es dumm und ein Versager ist. Wo die Erwartungshaltungen, der Leistungsdruck so enorm wirken, dass dieses Kind bereits mit 9 Jahren massive Angst vor Prüfungen, insbesondere Rechentests, entwickelt hat. Das geht bis zum nächtlichen Einnässen!
Muss das wirklich sein?
Mir dreht sich da das Herz im Leib um! Das muss doch nicht sein! Wir wissen ja inzwischen (oder sollten es wissen): Stress ist halt nicht mit dem Maßband messbar. Jede/r hat da sein eigenes Empfinden und das muss respektiert werden! Gute Ratschläge helfen da wenig, Druck erzeugt höchstens Gegendruck. Manche Kinder fangen dann an zu verweigern und wehren sich so direkt. Wenn der sich nicht in aktivem Widerstand zeigt, dann richtet er sich auf Dauer nach innen. Und das heißt nichts anderes, als das das Kind krank wird!
Und wir wissen auch: JEDES Kind hat ein Recht auf Hilfe! Es braucht nicht unbedingt den “Dyskalkulie-Stempel” . Gerade wenn die Emotionen so massiv dazwischenfunken, ist das Training mit Pferden ganz wunderbar.
Weil: Pferde werten nicht, für sie ist ein Rechentest unerheblich. Sie nehmen die Kinder, wie sie sind und vermitteln Sicherheit und Geborgenheit!
Individuelles Training hilft
Der individuelle Methodenmix, den wir für jedes Kind herstellen, hilft dem Kind mit Dyskalkulie genauso wie dem mit der “eh nur eine leichte Rechenschwäche”. Rechnen lernen durch Begreifen und Tun gehört da immer dazu.
Üblicherweise geht es bei “eh nur einer Rechenschwäche” dann auch schneller, bis sich die ersten Trainingserfolge zeigen und das Kind motiviert durchstarten kann.
Der Bedarf an Trainern, gerade im Bereich Rechenschwäche ist enorm. Sinnvolle Konzepte sind wichtiger denn je! Die Eltern suchen danach! Und wir geben euch die Möglichkeiten dazu, im Einzelsetting wie auch im Gruppentraining kompetente Hilfe zu geben.
Wie gesagt, im EREL-Konzept gibt es ausreichend “Munition”, um gegen Dyskalkulie oder Rechenschwäche erfolgreich anzugehen. Ein schöner Beruf, leider derzeit recht krisensicher!